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  • Motorräder sind auch Frauensache

    „Ich wollte nicht mein Leben träumen – sondern meine Träume leben“

    Wir haben mit einer Frau gesprochen, die mit Leidenschaft, Ausdauer und einem Schraubenschlüssel in der Hand die Motorradwelt aufmischt: Nina Küchler-Kotzur, Schrauberin und feste Größe bei Refine Bikes. In diesem Interview erzählt sie von ihrem Weg in die Motorradbranche.

Frühe Leidenschaft mit Benzin im Blut

1. Wie bist du zum Motorradfahren gekommen?
Motorräder haben mich schon im Kindergarten interessiert. Mein Vater war erfolgreicher Cross-Fahrer, mein Stiefvater ist mit seiner CB500 auf Tour gegangen und hat mich oft mitgenommen. Wir waren regelmäßig auf Motorradtreffen, Messen und Ausstellungen. Schon als Kind konnte ich unzählige Bikes am Sound erkennen – damit hätte ich locker bei „Wetten dass..?“ auftreten können.

2. Was hat dich dazu gebracht eine berufliche Karriere in der Motorradbranche einzuschlagen?
Durch meine Prägung im Kindesalter lag es eigentlich nahe, dass ich mal etwas mit Motorrädern machen würde. Doch als es darum ging, eine Lehre zu beginnen, habe ich in der Branche sehr viel Ablehnung erfahren. Ich bin dann meiner zweiten Leidenschaft gefolgt und habe eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten absolviert.

3. Was war der Schlüsselmoment für deinen beruflichen Neustart in der Motorradwelt?
Während der Corona-Pandemie musste ich erleben, wie drei Bekannte innerhalb kürzester Zeit verstarben. Mir wurde bewusst, dass man nicht sein Leben träumen, sondern seine Träume leben muss. Ich habe mir eine Liste gemacht mit allem, was ich noch erleben will. Ganz oben standen: Hayabusa fahren und Zweiradmechatronikerin werden.

4. Was war dein erstes Motorrad und welches fährst du aktuell?
Womit soll ich anfangen? Mein erstes Bike war die alte Honda CB500 meines Stiefvaters. Sie war zwar nicht mehr fahrtüchtig, doch es hingen unendlich viele Kindheitserinnerungen daran. Heute fahre ich eine Suzuki GSF600 Bandit, die ich im Praktikum komplett neu aufgebaut habe. Außerdem stehen eine Z900, eine Honda Rebel, eine ZX-7R und eine GPZ600 in meiner Garage. Sehr gerne würde ich mir demnächst eine GSX-8R zulegen, und die Hayabusa steht ebenfalls noch auf meiner Liste…

5. Was bedeutet dir Marke Suzuki für dich?
Suzuki ist seit jeher mit eine der top Motorradmarken für mich. Viele aus meiner Familie waren mit Bikes von Suzuki unterwegs. Und mit der Hayabusa hat Suzuki einfach die Motorradikone schlechthin geschaffen. Sie haben mit dieser Maschine die Dynamik und Besonderheit des Wanderfalken auf die Straße gebracht. Einfach einzigartig!

Erfahrungen & Herausforderungen als Frau in der Branche

6. Wie kommst du als Frau in einer immer noch männlich geprägten Branche zurecht?
Ach, das klappt ganz gut. Man darf vieles nur nicht persönlich nehmen und muss sich „durchbeißen“ können. Es kommt nicht selten vor, dass mich Kunden im Laden einfach ignorieren, bestenfalls fragen sie mich nach dem Chef. Sie sind oft auch unfreundlich zu mir, um dann mit den männlichen Kollegen ausgesprochen höflich umzugehen. Doch mein Chef verweist die Kunden oft an mich zurück. Und wenn ich sie erst mal mit meiner Kompetenz überzeugt habe, wollen sie beim nächsten Werkstattbesuch direkt zu mir. Es wird auch oftmals in Frage gestellt, ob „Frau“ die nötige Kraft für manche Aufgaben hat.

7. Welche Hindernisse musstest du überwinden?
Zunächst war da eine grundsätzliche Ablehnung. Als ich Ende der 90er Jahre nach der Schule eine Ausbildung als Mechatronikerin machen wollte, habe ich mit meinem Stiefvater zahlreiche Motorradwerkstätten abgeklappert. Überall bekamen wir nur Ausreden zu hören – die wollten damals einfach keine Mädchen als Auszubildende.

8. Wie hat sich die Wahrnehmung von Frauen in der Motorradwelt in den letzten Jahren verändert?
Ich denke, ab Anfang der 2000er-Jahre hat sich ein grundlegender Wandel vollzogen. Sicher auch bedingt durch die Politik, die mehr Frauen in Männerberufe bringen wollte. Da gab es zum Beispiel plötzlich Fördermittel, um in den Werkstätten auch Frauentoiletten einzubauen. Manchmal sind es tatsächlich so banale Dinge, die Änderungen bewirken. Bei mir im Betrieb erlebe ich ein sehr wertschätzendes Klima, und ab August sind wir auch schon drei Frauen in der Werkstatt. Und auch bei Suzuki ist man Frauen gegenüber sehr aufgeschlossen. Auf meiner ersten Händlertagung sind mir sofort alle Kolleginnen und Kollegen sehr offen gegenübergetreten.

9. Welcher Moment in deiner bisherigen Tätigkeit in der Motorradbranche ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es war ein unglaubliches Gefühl, als ich bereits in meinem ersten Praktikum die fahruntüchtige Bandit wieder zum Laufen gebracht habe. Kurz darauf habe ich die alte GS 550 einer Freundin zu neuem Leben erweckt. Es ist immer wieder ein großartiger Augenblick, wenn du eine Maschine, die andere schon abgeschrieben hatten, wieder hergerichtet hast und der Motor das erste Mal nach langer Zeit wieder anspringt.

Persönliche Leidenschaft und Inspiration

10. Was bedeutet Motorradfahren oder die Arbeit in der Motorradbranche für dich persönlich?
Einfach nur Leidenschaft. Motorräder machen mich einfach glücklich. Egal ob ich damit fahre oder daran schraube. Ich liebe es, Werkzeug in die Hand zu nehmen und nach vollbrachter Arbeit zu wissen: Du hast etwas geschafft. Eine riesige Motivation sind für mich die leuchtenden Augen der Kunden bei der Fahrzeugübergabe. Wenn ich selbst auf dem Bike sitze, bin ich eins mit der Maschine und kann alles um mich herum vergessen. Nur ich, das Motorrad und die Straße. Und dann hat das Motorradfahren auch noch diesen verbindenden Effekt: Schon als Kind habe ich gespürt, Alter, Herkunft, Hautfarbe spielen keine Rolle. Es geht nur um die gemeinsame Leidenschaft für Motorräder.

Zukunftsperspektiven und Tipps für Frauen

11. Welche Ziele hast du für deine berufliche Karriere?
Neben meiner Arbeit in der Werkstatt möchte ich mich künftig noch stärker auf das Thema „Motorrad und Frauen“ sowie auf Kinder und Jugendliche konzentrieren. Ich plane gerade geführte Touren, Stammtische und Schrauberkurse exklusiv für Frauen neben den herkömmlichen Kursen. Zudem engagiere ich mich in der Motorrad Community SHE RIDES für Frauen. Im engeren beruflichen Rahmen möchte ich Frauen beraten, da gibt es noch riesige Defizite. Auch für Kinder und Jugendliche möchte ich mich in Zukunft verstärkt engagieren und ihnen den Beruf und das handwerkliche Arbeiten näherbringen.

12. Welche Entwicklungen in der Branche verfolgst du mit Spannung?
Auch wenn ich klassische Motorräder liebe, an denen man noch so richtig herumschrauben kann, ist natürlich das Thema Assistenzsysteme extrem wichtig, da es die Sicherheit auf ein komplett neues Level hebt. Als naturverbundener Mensch freue ich mich, wenn Hersteller wie Suzuki Verschleißteile entwickeln, die einfach länger halten. Insgesamt haben Motorräder heute eine längere Lebensdauer, verbrauchen kaum noch Öl und viel weniger Sprit als früher. Ich beobachte, dass unsere Branche insgesamt nachhaltiger wird.

13. Was würdest du anderen Frauen, die sich für die Motorradwelt interessieren, mit auf den Weg geben?
Zieht es einfach durch und lasst euch nicht von eurem Weg abbringen! Und wenn es nicht gleich klappt, tut euch zusammen und versucht es gemeinsam!