Eine Ikone wird 25
Mit der Vorstellung der Hayabusa schlug Suzuki 1999 ein neues Kapitel der Motorradgeschichte auf: Als Ultimate Sportsbike konzipiert, erwies sich die Maschine als echter „Game-Changer", der die Parameter Leistung und Geschwindigkeit von Motorrädern vollkommen neu definierte.
Der Wanderfalke, auf japanisch Hayabusa, seines Zeichens das schnellste Tier der Welt, stand nicht zufällig Pate bei der Namensgebung eines völlig neuartigen Motorrads. Gegen Ende der 1990er Jahre hatte sich eine Reihe von Herstellern darangemacht, die magische 300-km/h-Marke mit einem Serienmotorrad zu knacken. Suzuki stieg in den Wettstreit ein und setzte ein hochkarätiges Entwicklungsteam auf das ehrgeizige Ziel an.
In der Folge entstand in den Konstruktionsbüros und Laboren am Firmensitz Hamamatsu nichts Geringeres als das Konzept des Ultimate Sportsbikes, das die Grenzen in Sachen Höchstgeschwindigkeit und Performance von Motorrädern ein gewaltiges Stück weit verschieben würde.
„Wir wussten vom Ingenieursteam, dass die Hayabusa sehr schnell sein würde", sagt Koji Yoshiura, Suzukis General Manager of Styling, gegenüber dem Magazin Motorcyclist. „Über 300 km/h sollten realisiert werden. Die Aerodynamik war also wichtig. Das Motorrad brauchte zudem eine starke visuelle Identität, einen unverwechselbaren Eindruck, ein Design, das man nicht vergisst – und ein Styling, das zeitlos ist."
Als Vorbild für dieses ikonische Styling der Hayabusa dienten die Oberkörperpanzerung und der Helm von Samurai-Kriegern. Doch mit dem Rückgriff in die japanische Geschichte war es nicht getan. Das intendierte Ultimate Sportsbike erforderte eine vollkommen neue Aerodynamik.
Dafür musste das Team um Koji Yoshiura ein nie dagewesenes Design erschaffen. Eine Herausforderung unter vielen stellten dabei die Einlässe des RAM-Air-Systems dar. Die Ingenieure wollten zwei gegenüberliegende Kanäle für eine optimale Ansaugleistung, aber mit den damaligen Side-by-Side-Scheinwerfern wäre die Frontpartie viel zu breit geworden. Die Lösung brachte ein vertikal angeordneter Scheinwerfer, der dem Motorrad sein bis heute ikonisches Aussehen verlieh.
Umfangreiche Versuche im Windkanal und auf der legendären Ryuyo-Teststrecke waren erforderlich, um schließlich die revolutionäre Aerodynamik der Hayabusa zu verwirklichen, die ihr zu Höchstgeschwindigkeiten bis über 300 km/h verhalf.
Die Hayabusa der ersten Generation verfügte mit ihrem 175 PS starken DOHC-Reihenmotor über ein Aggregat mit einzigartiger Charakteristik. Der Vierzylinder kann mit explosiver Kraftentfaltung auf dem Race Track ebenso überzeugen, wie er sich im Alltag dank seiner Elastizität angenehm fahren lässt; Eigenschaften, die über alle Modellgenerationen hinweg zum Markenzeichen der Hayabusa werden sollten. „Start aus der Boxengasse: Tritt gewaltig an, die Hayabusa, flößt aber gleichzeitig Vertrauen ein. Bereits ab dem zweiten Gang bleibt das Vorderrad selbst bei voller Beschleunigung am Boden. Auch über Bodenwellen schwebt die Hayabusa bei vollem Leistungseinsatz […], ohne mit dem Lenker zu zucken", beschrieb Waldemar Schwarz, Testredakteur der Zeitschrift MOTORRAD, seine erste Begegnung mit der Suzuki Hayabusa im Februar 1999 in einem Fahrbericht. Schwarz fährt fort: „Das Triebwerk schiebt brutal über den gesamten Drehzahlbereich. Wobei die Leistungsentfaltung derart gleichmäßig ist, dass das Potential des Motors im ersten Augenblick unterschätzt wird."
Suzuki konnte nach dem extrem aufwändigen Entwicklungsprozess mit der Hayabusa also ein Superbike präsentieren, das alle Konkurrenten in der Spitzenleistung um einige Zehner deklassierte. Plötzlich war das Thema „300 Stundenkilometer" in aller Munde – und die waren tatsächlich mit einem Serienmotorrad machbar.
Die begeisterte Reaktion der internationalen Fachpresse griff schnell auf die Szene über. Die Hayabusa war über Nacht das Maß der Dinge, das Must-have aller Speed-Junkies. Suzuki Deutschland reagierte sofort und stockte die ursprünglichen Orders von 2.000 Einheiten um weitere 800 Exemplare auf.
Doch der unverwechselbare Vierzylinder elektrisierte nicht nur Sportfahrer rund um den Globus, er übte auch eine unwiderstehliche Faszination auf die Tuning-Szene aus. In dem unverwüstlichen Reihenmotor steckte schließlich noch jede Menge Potenzial weit über die Serienleistung hinaus. Ausgestattet mit Kompressoren oder Turboladern können aus dem Vierling gut und gerne 650 Pferdestärken herausgekitzelt werden. Kein Wunder, dass die Hayabusa schnell zum Liebling der Drag-Racing-Szene avancierte. Aufgeladene „Busas" sorgten für immer neue Bestmarken bei den in den Vereinigten Staaten so populären Beschleunigungsrennen. Bill Warner knackte mit einer vollständig verkleideten Turbo-Hayabusa die magische 500-km/h-Marke und stellte damit einen Weltrekord in der Streamliner-Klasse auf.
Ohne tiefgreifende Änderungen am Gesamtkonzept vorzunehmen, erhöhte Suzuki den Hubraum des Motors durch eine vergrößerte Bohrung sowie einen um zwei Millimeter längeren Hub zum Modelljahr 2008 von 1.298 auf 1.340 Kubikzentimeter. In Verbindung mit einem intensiven technischen Upgrade inklusive elektronischer Komponenten wie dem Suzuki Dual Throttle Valve (SDTV)-System stieg die Leistung auf spektakuläre 197 PS.
Alle ihre ehemaligen Konkurrenten hat die Hayabusa überdauert. Als lebende Legende trägt sie die Faszination einer Epoche unbedingten Leistungswillens in die Gegenwart und begeistert in ihrer jüngsten Konfiguration mit topaktueller Technik einmal mehr die Motorradszene.
Auf den ersten Blick als Hayabusa zu erkennen, erzeugt das Design der aktuellen, zum Modelljahrgang 2021 umfangreich überarbeiteten Generation eine fließende, nach vorne geneigte und aggressive Silhouette, die durch ihre kühnen Oberflächen mit scharfen und kantigen Linien gekennzeichnet ist.
Der 1.340 Kubikzentimeter große Vierzylinder-Reihenmotor verfügt jetzt über ein elektronisches Ride-by-Wire-Drosselklappensystem sowie einen überarbeiteten Ansaugtrakt und eine modifizierte Abgasanlage, die für mehr Leistung und Drehmoment im unteren bis mittleren Drehzahlbereich sorgen. Der aktuelle Motor bietet eine beeindruckende Spitzenleistung von 190 PS bei 9.700 U/min sowie ein Drehmoment von 150 Nm bei 7.000 U/min.
Das fortschrittliche Suzuki Intelligent Ride System (S.I.R.S.) unterstützt den Fahrer mit Power Mode Selector, Traktionskontrolle, Launch Control System, Cruise Control, Suzuki Clutch Assist System (SCAS), bidirektionalem Quickshifter und weiteren elektronischen Assistenten.
Brembo Stylema Bremssättel am Vorderrad sorgen in Verbindung mit dem hochsensiblen Kurven-ABS für sichere Verzögerung in allen Fahrsituationen.
Neben der legendären Hochgeschwindigkeitsstabilität loben Kunden und Fachpresse vom ersten Modell an bis heute einhellig die Spurtreue, Zielgenauigkeit und Neutralität des Hayabusa-Fahrwerks.
So ist auch die aktuelle Hayabusa nichts weniger als das Ultimate Sportsbike: kompromisslos in der Performance und trotzdem im Alltag angenehm fahrbar.